Warum Hundefriseure spanische Wasserhunde sehr oft sehr ungern annehmen – und warum Besitzer oft keinen Salon finden, der ihre Wünsche erfüllt

Der Perro del Agua Español – besser bekannt als spanischer Wasserhund – ist eine faszinierende Rasse mit einem ganz besonderen Fell. Es ist lockig, dicht und filzanfällig, was einerseits seinen einzigartigen Look ausmacht, andererseits aber auch oft zu Missverständnissen führt. Viele Besitzer haben Schwierigkeiten, einen Hundefriseur zu finden, der ihre Vorstellungen erfüllt, während Salons sich oft scheuen, diese Rasse anzunehmen. Aber warum ist das so?
Der Mythos: Spanische Wasserhunde dürfen niemals gebürstet werden
Eine weitverbreitete Aussage unter Züchtern und Liebhabern dieser Rasse ist: „Das Fell eines spanischen Wasserhundes darf niemals gebürstet werden.“ Diese Empfehlung führt dazu, dass viele Besitzer die Pflege ihres Hundes auf ein Minimum reduzieren, was wiederum zu starken Verfilzungen und Filzplatten führen kann. Aber woher kommt dieser Mythos?
Die Empfehlung, den Hund nicht zu bürsten, stammt aus dem FCI-Rassestandard, in dem steht, dass das Fell nicht gekämmt oder gebürstet, sondern nur durch Scheren gepflegt werden soll. Das bedeutet aber nicht, dass das Fell gar nicht gepflegt werden muss! Der Hintergrund dieser Regel ist, dass das bürsten die Locke auflockert, sodass der Hund „plüschig“ statt lockig aussieht.
Richtige Pflege zu Hause: Finger statt Bürste
Um den typischen Look eines spanischen Wasserhundes zu erhalten und gleichzeitig Verfilzungen zu vermeiden, sollten Besitzer ihr Fell regelmäßig mit den Fingern auseinanderziehen. Das hilft, lose Haare zu entfernen und kleine Knoten zu lösen, bevor sie zu echten Filzplatten werden.
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- Nach jedem Spaziergang kontrollieren, ob sich Schmutz oder Fremdkörper im Fell verfangen haben.
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- Alle paar Tage das Fell mit den Fingern durchgehen, um Verknotungen vorzubeugen. Ein grobzinkiger Kamm ist auch dafür geeignet.
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- Regelmäßig scheren lassen, um das Fell in einer handhabbaren Länge zu halten (ca. 1-2 cm sind ideal).
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- Kein herkömmliches Bürsten zu Hause, da dies die Fellstruktur auflockert und die Locke „zerstört“ – allerdings nur bis zur nächsten Wäsche bzw dem nächsten Wasserkontakt.
Warum im Salon doch gebürstet werden muss – und warum das kein Problem ist
Viele Besitzer sind schockiert, wenn ihr Hundefriseur darauf besteht, den Hund nach dem Waschen zu föhnen und dabei die Locken auszubürsten. Warum wird also ausgerechnet hier gebürstet, obwohl es zuhause nicht empfohlen wird?
1. Gleichmäßiges Scherergebnis:
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- Wenn das Fell ungepflegt oder leicht verfilzt ist, bleibt die Schermaschine hängen oder schneidet ungleichmäßig. Gebürstetes, föhnglattes Fell sorgt für eine gleichmäßige Schur.
2. Die Locken kommen sofort zurück:
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- Direkt nach dem Bürsten sieht das Fell plüschig aus, doch sobald es wieder befeuchtet wird (z. B. durch Wasser oder leichtes Anfeuchten mit einer Sprühflasche), springen die Locken nach kurzer Zeit von allein zurück.
3. Keine Schädigung der Fellstruktur:
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- Die Schur erfolgt nur 2-4 Mal im Jahr, sodass das kurzzeitige Bürsten absolut keinen negativen Einfluss auf die Fellgesundheit hat.
Die Alternative: Die 3-mm-Filzschur
Wenn ein spanischer Wasserhund stark verfilzt ist oder der Besitzer darauf besteht, dass das Fell nicht gebürstet wird, bleibt oft nur eine radikale Lösung: die 3-mm-Schur. Hierbei wird das Fell so kurz geschoren, dass man unter die Locken und ggf vorhandene Filzschicht kommt ohne vorher zu bürsten. Doch das hat Konsequenzen:
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- Die Locken sind so defintitv erstmal weg! Da das Fell beinahe auf Hautlänge gekürzt wird, dauert es mehrere Monate, bis sich wieder eine schöne, gleichmäßige Lockenstruktur bildet.
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- Kein Schutz mehr gegen Kälte und Sonneneinstrahlung. Gerade in kalten Monaten kann das problematisch sein.
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- Der Hund sieht ungewohnt „nackt“ aus. Viele Besitzer erschrecken sich, wenn sie ihren Hund nach einer Filzschur kaum wiedererkennen.
Fazit: Bürsten ist kein Tabu, sondern manchmal notwendig!
Zusammenfassend lässt sich sagen: Spanische Wasserhunde sollten zu Hause nicht mit herkömmlichen Bürsten bearbeitet werden, brauchen aber eine angepasste Pflege im Salon, um ein gutes Scherergebnis zu erzielen.
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- Zuhause wird das Fell mit den Fingern entwirrt, auseinander gezupft und regelmäßig gepflegt.
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- Im Salon wird das Fell nach dem Waschen geföhnt und sanft gebürstet, um es anscließend gleichmäßig scheren zu können.
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- Die Locken kommen nach dem Bürsten sofort wieder, sobald das Fell feucht wird.
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- Die einzige Alternative zur Bürsten-Schur ist eine 3-mm-Filzschur, bei der jedoch alle Locken länger verschwinden.
Wer seinen spanischen Wasserhund gesund und gepflegt halten möchte, sollte sich daher von dem Mythos verabschieden, dass „niemals bürsten“ gleichbedeutend mit „niemals pflegen“ ist. Denn richtige Pflege ist das A und O für ein glückliches Hundeleben!
Gilt bei allen europäischen Wasserhunden die angebliche empfehlung sie nicht zu bürsten?
Nein, diese Empfehlung, nicht zu bürsten, gilt nicht pauschal für alle europäischen Wasserhunde. Der Mythos ist vor allem beim Perro del Agua Español stark verbreitet, weil der FCI-Rassestandard ausdrücklich erwähnt, dass das Fell nicht gebürstet oder gekämmt, sondern durch Scheren gepflegt werden soll. Diese Regel soll den natürlichen Lockenlook erhalten und verhindern, dass das Fell aufgeplüscht wird.
Wie sieht es bei anderen Wasserhunden aus?
Portugiesischer Wasserhund (Cão de Água Português)
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- Empfohlene Pflege: Regelmäßiges Bürsten und Kämmen ist ausdrücklich empfohlen, um Verfilzungen zu verhindern.
- Warum? Das Fell ähnelt dem des Pudels und kann ohne Pflege stark verfilzen.
- Schlussfolgerung: Ein klares Ja zum Bürsten.
Barbet (Französischer Wasserhund)
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- Empfohlene Pflege: Regelmäßiges Bürsten (ca. 1-2 Mal pro Woche), um Verfilzungen zu vermeiden.
- Warum? Das dichte, wollige Fell neigt zur Filzbildung, wenn es nicht entwirrt wird.
- Schlussfolgerung: Bürsten ist Pflicht, es sei denn, der Hund wird sehr kurz geschoren.
Lagotto Romagnolo (Italienischer Wasserhund)
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- Empfohlene Pflege: Weniger Bürsten als beim Barbet, aber trotzdem regelmäßige Kontrolle und Entfilzen.
- Warum? Das Fell soll nicht aufgeplüscht werden, aber ohne Pflege kann es verknoten.
- Schlussfolgerung: Bürsten ja, aber vorsichtig und nicht zu häufig
Fazit: Die „Nicht-Bürsten-Regel“ gilt fast nur für den Perro del Agua Español
- Bei fast allen anderen europäischen Wasserhunden ist regelmäßiges Bürsten ausdrücklich empfohlen, um Verfilzungen zu vermeiden.
- Der Perro del Agua Español ist die Ausnahme, bei dem das Bürsten im Alltag nicht empfohlen wird – aber selbst hier ist es im Salon sinnvoll, um ein gleichmäßiges Scherergebnis zu erzielen.
- Selbst Perros del Agua können nach dem Bürsten wieder ihre Locken bekommen, wenn das Fell leicht angefeuchtet wird.
Der Mythos, dass alle Wasserhunde nicht gebürstet werden sollten, ist also falsch – es betrifft nur den spanischen Wasserhund in seiner traditionellen Pflegeweise.