Mit Belohnung kann das ja jeder…
Diese These basiert oft auf der Vorstellung, dass der Hund eine „reine“ Motivation allein für das Zusammensein mit seinem Menschen haben sollte, unabhängig von äußeren Anreizen wie Futter. Doch in der modernen Hundepsychologie und im positiven Training verstehen wir, dass Belohnungen eine effektive und wissenschaftlich fundierte Methode sind, um das gewünschte Verhalten aufzubauen und zu festigen.
Hand aufs Herz, welcher Hund macht, für Ihn erst mal völlig unverständliche Dinge, wie “Sitz” “Platz” “Blein”, “Fuß” etc. einfach nur um dem Menschen zu gefallen? Es sind aus seiner Sicht absolut überflüssige Verhaltensweisen, die ihm weder seine Mutter noch andere Hunde beibringen. Nur wir Menschen machen dass, damit er in unserem Alltag “funktioniert”.
Hunde lernen, wie alle intelligenten Säugetiere, kurzgefasst durch Verknüpfungen, Beobachtung und Konsequenzen. Verhalten dass sich lohnt, wird verstärkt gezeigt, Verhalten dass sich nicht lohnt oder negative Konsequenzen hat, wird seltener oder gar nicht mehr gezeigt, je nach Intensität der Erfahrung. Das heißt im Klartext, wenn ein Hund ohne Belohnung z.b. lernen soll sich auf Kommando hinzusetzen, muss es ihm so beigebracht werden, dass es eine negative Konsequenz hat, wenn er es nicht macht. Egal ob es ihm positiv oder negativ beigebracht wird, in beiden Fällen macht der Hund es definitiv nicht, aus Liebe zu der Bezugsperson, sondern weil es eine (gute oder schlechte) Konsequenz hat, es zu tun oder zu lassen. Wer also behauptet, sein Hund macht alles für ihn ohne je eine Belohnung bekommen zu haben, sagt damit, dass sein Hund es aus Angst vor negativer Konsequenz macht. Einfach nur für ihn lernt und macht er es in keinem Fall!
Warum Belohnungen sinnvoll sind:
- Lernen durch positive Verstärkung: Hunde lernen am besten, wenn sie für gutes Verhalten belohnt werden, weil das positive Emotionen und Assoziationen schafft. Eine Belohnung ist ein einfacher Weg, um dieses Prinzip praktisch umzusetzen und schnell Erfolge zu erzielen. Hunde reagieren gut darauf, da Belohnungen ihnen sofortiges Feedback geben und die Motivation stärken.
- Langfristige Bindung und Kooperation: Die Beziehung zum Menschen wird nicht nur durch Belohnungen gestärkt, sondern auch durch die Interaktionen und das Vertrauen, das daraus entsteht. Ein Hund, der positive Erfahrungen mit seinem Menschen sammelt, entwickelt eine engere Bindung und ist langfristig eher bereit, auch ohne Belohnung auf Kommandos zu reagieren. In diesem Sinne fördert die Belohnung im Training eher die Beziehung, als dass es sie schmälert.
- Natürliche Reduzierung der Belohnungsstärke: Belohnung heiß nicht immer zwangsläufig Futter. Jeder Hund ist individuell und hat Vorlieben für unterschiedliche Belohnungen. Wichtig ist, zu wissen, was für Belohnungen in welcher Reihenfolge attraktiv für den individuellen Hund sind. Für viele Hunde ist Futter allerdings die höchste Form der Belohnung und letztlich im Alltag am praktischsten für das Training neuer Verhaltensweisen einsetzbar. Sie müssen aber keine „Dauereinrichtung“ sein. Ein gut trainierter Hund, der gelernt hat, was von ihm erwartet wird, benötigt mit der Zeit weniger Belohnungen, bzw weniger attraktive Belohnungen, weil er gelernt hat, was von ihm erwartet wird, und positive Verhaltensweisen verinnerlicht hat. Futter kann später durch Lob oder andere Formen der positiven Bestärkung ergänzt oder ersetzt werden, sodass der Hund eben nicht „nur fürs Leckerli“ hört. Trotzdem sollte eine Belohnung niemals dauerhaft und komplett weggelassen werden. Wir Menschen freuens uns auch über Lob und Anerkennung, warum sollte das bei Hunden anderes sein?
Fazit: Die Belohnung ist ein Werkzeug, nicht die Basis der Beziehung. Es hilft, Verhalten effektiv zu lernen, und fördert gleichzeitig Freude und Kooperation. Wer die richtigen Lernmethoden einsetzt, baut auch ohne Zwang eine stabile Beziehung auf – und irgendwann gehorcht der Hund aus purer Freude und Verbundenheit und nicht aus Angst vor unangenehmen Konsequenzen!
Übrigens ist Futter einer der absoluten Hauptgründe warum Wölfe/Wildhunde sich überhaupt jemals den Menschen angeschlossen haben. Auch die Mutterhündin füttert, wärmt und beschützt die Welpen. Das sind die ersten positiven, bindungsbildenden Erfahrungen von Welpen! Daher ist und bleibt Futter eine fundamentale Basis einer wundervollen Beziehung zwischen Hund und Mensch.